l’arc six im Carl-Maria-von-Weber-Theater Bernburg
23. September 2016
19:30
Bernburg
Carl-Maria-von-Weber-Theater
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Von der Liebe zur Weisheit

Ja, das Bernburger Publikum liebt Cristin Claas. Die jungen Frauen Bernburgs, welche selbst einen Weg auf die Bühne suchen, haben die Jazzsängerin als Vorbild. Und ihre Fans haben die Frau, die in der Saalestadt aufwuchs, vermisst. Nach fünf Jahren Pause ist sie wieder in ihrer Heimat mit der Band „l’arc six“ erschienen – am Samstagabend im Carl-Maria-von-Weber-Theater.

Das „Konzert mit vertrauten und einigen brandneuen Songs“, so die Aussage auf dem Plakat, war hauptsächlich durch vertraute Liederkompositionen wie „Favour“ („Gefallen“), „Wo immer du auch bist“, „Nice One“ („Schön“), „Unschuld“ und „Ferne“, welche schon am Publikum erprobt sind, gekennzeichnet. Natürlich wollten Cristins Verehrer diese zärtlichen, tiefseeligen Melodien hören.

Umso mehr aber die manchmal unerwarteten Improvisationen, bei denen die Sängerin von dem Pianisten, Anführer-Komiker und inoffiziellen Dirigenten Christoph Reuter, dem wunderbaren Saxophonisten und Flötisten Jörg Naumann, dem Cellisten Gerald Manske, dem feinen Gitarristen Stephan Bormann und dem ekstatischen Percussionisten und Drummer Thomas Rüdiger begleitet wird.

… Und diese Songpoesie umrahmen die Instrumentalisten mit der virtuosen Darstellung von Elementen des Jazz, Pop, Rock und nicht zuletzt Blues. All diese können sich in einem Song begegnen. Die Band kann mit Blues anfangen, ihn dann in Jazz verwandeln, im Rock kulminieren – und zwar so, dass Pianist Christoph Reuter und Gitarrist Stephan Bormann wie in „Rush Hour“ („Hauptverkehrszeit“) kein Mitleid mit ihren Instrumenten zeigen – und danach wieder zu Jazz und Blues zurückkehren.

… Der Song mit dem Titel „Why Should I?“ („Warum sollte ich?“) begeisterte das Publikum am meisten. Und es war klar, dass die Musikliebhaber auch gern etwas Neues hören wollten. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Band präsentierte in Bernburg ihre gemeinsame Komposition, die als einzigartiges Schöpfungsendergebnis bezeichnet werden kann. Es erklangen keine einzelnen Stimmen oder Instrumente, sondern ein einstimmiger Ton, welcher mehr als nur wunderbare gesanglich-musikalische Darstellung war. Es erklang die Weisheit. (mz)

Wladimir Griniw, Mitteldeutsche Zeitung